VERGANGENES  

In dieser Rubrik finden Sie Stellungnahmen und Veröffentlichungen zu
Moritz Hunzinger/infas-Umfrage Baden-Württemberg
Moritz Hunzinger/IPO der Action Press Holding AG - vorm. Hunzinger Information AG im März 1998
Moritz Hunzinger/Rudolf Scharping
Moritz Hunzinger/Joschka Fischer
infas-Umfrage/Hunzinger: Einigung mit der Stuttgarter Justiz 9 Jahre nach dem Gespräch im Schloßgarten-Hotel - "Streitwert" von 10.000 D-Mark in 1999

Stuttgart/Frankfurt am Main, 10. Juni 2008 - Moritz Hunzinger, vertreten von Rechtsanwalt Dr. Markus Bessler (Stuttgart), und die Stuttgarter Justiz haben sich geeinigt.

Hunzinger war vorgeworfen worden, im Jahr 2004 vor einem Untersuchungsausschuß des Landtags von Baden-Württemberg falsch ausgesagt zu haben. Vorgehalten wurde ihm die Übernahme anteiliger Kosten der Umfrage in Höhe von 10.000 DM (5.113 €).


Hintergrund war ein Gespräch im Mai 1999 im Hotel am Schloßgarten in Stuttgart zwischen Wirtschaftsminister Dr. Walter Döring, seiner Mitarbeiterin Dr. Margot Haussmann sowie dem seinerzeitigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Meinungsforschungsfirma infas GmbH, Moritz Hunzinger. Bei diesem Gedankenaustausch ging es auch um eine infas-Umfrage zu wirtschaftspolitischen Themen. Nachdem dieser Termin nun neun Jahre zurückliegt sah Hunzinger keine Chance mehr auf eine vernünftige Sachaufklärung, da sich - außer ihm - verschiedene Beteiligte nicht mehr vollständig oder überhaupt nicht mehr erinnern können. Dazu kommt, daß durch die Medienberichterstattung bereits beim Verfahren vor dem Stuttgarter Amtsgericht den Zeugen nicht mehr klar erinnerlich gewesen ist, ob sie einen Sachverhalt der Presse entnommen haben oder ihnen noch selbst erinnerlich ist: Eine vernünftige Differenzierung und Unterscheidung was man selbst wahrgenommen hat und was in der Presse berichtet worden ist, war nicht mehr möglich, wie der damalige Ministeriumssprecher zu Protokoll gegeben hatte. Seit dem erstinstanzlichen zwei Monate dauernden Verfahren sind bereits wieder mehr als zwei Jahre verstrichen. Nicht zuletzt sind bis heute die von Hunzinger benannten Zeugen, darunter die ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Carl Zeis und der Bausparkasse Schwäbisch Hall, Dr. Graßmann und Dr. Erdland, nicht gehört worden.

Hunzinger, der mit der infas-Umfrage operativ nicht befaßt wurde, bleibt bei seinen Angaben vor dem Landtagsuntersuchungsausschuß. Nun erspart er sich die zweite Instanz und akzeptiert einen Geldbetrag in Höhe von 25.000 €.



Ermittlungsverfahren gegen Dr. Walter Döring, Bettina Morlok und Moritz Hunzinger eingestellt

Datum: 7.03.2005
Pressemitteilung

Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat am 07.03.2005 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg Dr. Walter Döring wegen des Verdachts der Vorteilsannahme (§ 331 StGB) sowie gegen Bettina Morlok und Moritz Hunzinger wegen des Verdachts der Vorteilsgewährung (§ 333 StGB) im Zusammenhang mit der Finanzierung einer Bevölkerungsumfrage im Jahr 1999 nach § 170 Abs. 2 StPO eingestellt.

Nach den durchgeführten Ermittlungen hatte das Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH (INFAS) im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg im Mai 1999 eine Bevölkerungsumfrage zu wirtschaftlichen Themen in Baden-Württemberg durchgeführt. Mit dieser Umfrage sollte eine positive Bewertung der liberalen Wirtschaftspolitik, insbesondere der Arbeit des damaligen Wirtschaftsministers Dr. Döring erzielt werden.

Die Gesamtkosten der Bevölkerungsumfrage von ca. 40.000 DM wurden anteilig von der Firma FlowWaste GmbH (Geschäftsführerin Bettina Morlok) und von der Firma Hunzinger PR GmbH (Geschäftsführer Moritz Hunzinger) übernommen.

Bettina Morlok bezahlte am 07.07.1999 einen Betrag von 10.000 DM, Moritz Hunzinger beglich am 15.06.1999 einen Betrag von ca. 30.000 DM.

1. Eine Verknüpfung zwischen der von Bettina Morlok geleisteten Zahlung und der Dienstausübung des Dr. Döring war nicht nachzuweisen.

Zwar hatte sich Dr. Döring als Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg im Jahr 1997 in mehreren Schreiben im Zusammenhang mit einer von der Firma FlowWaste GmbH in Kärnten projektierten Thermoselect-Anlage für deren Interessen eingesetzt. Ein Bezug zu der Mitte Mai 1999 erfolgten Zahlung der 10.000 DM war jedoch schon wegen der erheblichen zeitlichen Differenz nicht herzustellen.

2. Soweit die Kosten der Bevölkerungsumfrage anteilig in Höhe von ca. 30.000 DM von Moritz Hunzinger beglichen wurden, besteht dagegen der hinreichende Verdacht, dass zwischen der Zahlung und der Dienstausübung des Dr. Döring als Wirtschaftsminister ein inhaltlicher Bezug bestand.

Im Vorfeld der Bevölkerungsumfrage kam es Anfang Mai 1999 zu einem Treffen zwischen Dr. Döring und Moritz Hunzinger. Gesprächsthemen waren die Bevölkerungsumfrage und deren Finanzierung durch Moritz Hunzinger sowie die Übernahme einer Karosseriefirma durch eine Firma, an der Moritz Hunzinger mehrheitlich beteiligt war. Für eine aus diesem Anlass Ende Mai 1999 durchgeführte Pressekonferenz wurde auf Veranlassung von Hunzinger eine Presseinformation erstellt. Darin wurde Dr. Döring mit seinem Einverständnis dahingehend zitiert, er begrüße als Wirtschaftsminister die Firmenübernahme. Diese Presseinformation wurde letztlich nicht veröffentlicht.

Insbesondere die enge zeitliche Abfolge zwischen der Besprechung Anfang Mai 1999, der Presseinformation, der Umfrage des INFAS und der anteiligen Kostenübernahme Mitte Juni 1999 legt hier einen Zusammenhang zwischen Zuwendung und Dienstausübung nahe.

Eine Strafverfolgung des Dr. Döring und des Moritz Hunzinger scheidet insoweit jedoch wegen Verfolgungsverjährung aus. Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung verjähren fünf Jahre nach Beendigung der Tat.

Das Ermittlungsverfahren richtete sich zunächst nur gegen Dr. Döring und Bettina Morlok wegen der Zahlung der 10.000 DM. Zu diesem Zeitpunkt lagen Anhaltspunkte für einen Bezug zwischen der Dienstausübung des Dr. Döring und einer Teilfinanzierung der Bevölkerungsumfrage durch Moritz Hunzinger nicht vor. Entsprechende Unterlagen, die einen Anfangsverdacht in dieser Richtung begründeten, wurden erst zu einem Zeitpunkt aufgefunden, als - nach dem jetzigen Erkenntnisstand über den näheren Ablauf des Geschehens - Verjährung bereits eingetreten war.

Die maßgeblichen Vorschriften des Strafgesetzbuchs haben folgenden Wortlaut:

§ 331 Vorteilsannahme

(1) Ein Amtsträger oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.


§ 333 Vorteilsgewährung

(1) Wer einem Amtsträger, einem für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einem Soldaten der Bundeswehr für die Dienstausübung einen Vorteil für diesen oder einen Dritten anbietet, verspricht oder gewährt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.


gez. Bogs
Staatsanwalt

07.03.2005


Moritz Hunzinger zur infas-Umfrage in Baden-Württemberg: (Moritz Hunzinger war bis April 2004 Vorsitzender des Aufsichtsrates der infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH)

Stuttgarter Nachrichten zur "Umfrageaffäre", 4. Mai 2006 (von Frank Krause)

Im Zweifel
Eine Grundregel in der Justiz besagt: Im Zweifel für den Angeklagten. Das Amtsgericht Stuttgart ist am Mittwoch von dieser Linie abgewichen und hat den PR-Berater Moritz Hunzinger wegen seiner Verwicklung in die so genannte Umfrageaffäre verurteilt.
Es ist ein gewagtes Urteil, denn die Beweislage der Staatsanwaltschaft in diese Affäre, die immerhin zum Rücktritt von zwei Ministern geführt hat, ist dünn
. Nicht nur, weil sich alle Beteiligten sieben Jahre nach dem Vorgang kaum noch an die damaligen Gesprächsinhalte erinnern können. Der Schuldspruch ist auch deshalb riskant, weil die Hauptfigur der Affäre in dem Prozess nicht gehört wurde. Margot Haussmann, die ehemalige Büroleiterin des früheren Wirtschaftsministers Walter Döring, hatte sich kurz vor Verfahrensbeginn als "verhandlungsunfähig" abgemeldet. So blieben ihre früheren Aussagen und manche Dokumente, die Döring und Hunzinger belasteten, unwidersprochen. Wie sehr eine Nachfrage nötig gewesen wäre, hat freilich der Auftritt von Döring vor Gericht bewiesen. Sein tränenreicher Ausspruch "wegen so etwas bin ich zurückgetreten" sagt viel über die Belastbarkeit der Beweismittel aus.
Im Gegensatz zum Ex-Wirtschaftsminister, der seinen Strafbefehl in der Affäre akzeptiert hat, um den Fall für sich abzuschließen, wählte Hunzinger die Vorwärtsverteidigung. Diese Strategie passt zu seinem Aufmerksamkeit heischenden Naturell, ist aber auch in der Sache gerechtfertigt. Denn die Zweifel an den Vorgängen bleiben auch nach diesem Urteil bestehen.

Der Verlierer glaubt weiter an seinen Sieg
In der Umfrageaffäre wird PR-Unternehmer Hunzinger zu Bewährungsstrafe verurteilt
Stuttgart - Moritz Hunzinger bleibt Moritz Hunzinger. Auch im Moment der Niederlage. "Irren ist menschlich, das muss auch für eine Richterin gelten", sagt der PR-Berater selbstbewusst und strahlt. Andere würden sich mit dieser Bewährungsstrafe im Gepäck kleinlaut aus dem Gericht davonstehlen, gar Reue zeigen. Aber nicht er.

Mittwoch, kurz vor 13 Uhr, Amtsgericht Stuttgart. Der erste Prozess im Zusammenhang mit der so genannten Umfrageaffäre ist zu Ende. Kein Freispruch aus Mangel an Beweisen, wie viele erwartet hatten. Hunzinger erhält vielmehr wegen uneidlicher Falschaussage zehn Monate Haft auf Bewährung. Hinzu kommen 30 000 Euro Geldstrafe zu Gunsten von Deutschem Roten Kreuz, SOS-Kinderdörfern und dem Landesverband der Tagesmütter. Der Angeklagte hört das alles. Mal schmunzelt er, mal schüttelt er bei der Urteilsverkündung den Kopf. Vor allem die Begründung von Richterin Daniela Krack, er habe "bewusst wahrheitswidrig falsche Angaben gemacht", mag er nicht verstehen.
Dabei sind die Fakten schnell erzählt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass Hunzinger 2004 vor dem FlowTex-Untersuchungsausschuss des Landtags zweimal die Unwahrheit gesagt haben soll. Es ging um eine Umfrage aus dem Jahr 1999, mit der das Image des damaligen Wirtschaftsministers Walter Döring (FDP) gesteigert werden sollte. Die Entstehung und Bezahlung dieser Umfrage steckt freilich voller Rätsel. Vor allem ist unklar, wer die Umfrage beim Infas-Institut in Auftrag gab. "Das Wirtschaftsministerium", glaubt das Gericht. "Ich selber", hat Hunzinger beteuert. Am Ende jedenfalls sollen 10 000 Mark mittels einer Scheinrechnung bezahlt worden sein. Aber hat Hunzinger das gewusst, gar gefördert? Er sagt Nein. Das Gericht sagt Ja.
Und wer hat nun Recht? Die Richterin jedenfalls urteilt nicht im Zweifel für den Angeklagten. Sie räumt zwar ein, dass Hunzinger "kein Motiv" gehabt habe. Wahrscheinlich ahnt sie, dass der einst so schillernde Polit-Berater zum damaligen Zeitpunkt seine Verdienste eher im Schubkarren nach Hause fahren konnte, als sich diesen fünfstelligen Betrag illegal besorgen zu müssen. Aber sie glaubt den Zeugen und Urkunden, die man im Prozess gehört und gesehen hat: "Das Gericht ist überzeugt, dass der Angeklagte die Unwahrheit gesagt hat."
Und so verlässt dieser Mann, der Politiker wie Rudolf Scharping und Cem Özdemir auf Popularitätsgipfel brachte, ehe er mit ihnen in den Schatten des Rampenlichts absteigen musste, wie ein trotziger Junge den Gerichtssaal. Hunzinger, dessen Adressenkartei mit Promi-Namen so dick ist wie bei Otto Normalverbraucher das Postleitzahlenbuch, der in seiner aktiven Zeit als Meister des Lobbyismus zwischen Politik und Wirtschaft galt, mag nicht verstehen, was die Justiz mit ihm macht. Natürlich sei es eine "vertrackte Geschichte", aber er habe "stets die Wahrheit" gesagt. "Glauben Sie wirklich, man setzt für diesen Betrag eine gute Beziehung aufs Spiel?", lautet seine Frage an die Journalistenschar. Hunzinger gibt keine Antwort. Doch jeder spürt, sie hieße "Nein". Immerhin verstehen sich Hunzinger und Walter Döring bestens. Und Letzterer musste wegen der ganzen Affäre bekanntlich ebenso zurücktreten wie wenig später die damalige Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck.
Aber aufgeben ist nicht das Ding des stets akkurat gekleideten 47-Jährigen, der im Untersuchungsausschuss mit gewohnt kesser Lippe mal gesagt hat, die Staatsanwaltschaft solle doch "lieber Osama bin Laden jagen als einen rechtschaffenen Unternehmer". An dieser Mir-kann-niemand-was-anhaben-Haltung hat sich auch nach dem Schuldspruch nichts geändert, wiewohl er mit zehn Monaten sogar fünf Monate geringer ausfällt, als von der Staatsanwaltschaft gefordert. "Ich habe zehnmal gesagt, wie die Sache gelaufen ist, ich werde mir beim elften Mal nichts anderes einfallen lassen", lautet Hunzingers Ansage, die ein klarer Hinweis auf die nächste Instanz ist. Anwalt Markus Bessler jedenfalls will in die Berufung gehen: "Ich halte das Urteil für angreifbar." Die vermeintlichen Beweise seien "einseitig zu Lasten von Herrn Hunzinger gewertet" worden. Aber genau sie müssen nächste Woche erneut herhalten, wenn in gleicher Sache der Prozess gegen Infas-Chef Menno Smid beginnt. Die Aufarbeitung der Umfrageaffäre geht also weiter. Nicht umsonst verabschiedet sich Hunzinger viel sagend mit den Worten "auf Wiedersehen".

- Verteidiger: "Ich halte das Urteil für angreifbar"
- Will weiter kämpfen: Hunzinger Foto: ddp

Hunzinger geht in Berufung
Stuttgart (fk) - Im Zusammenhang mit der Umfrageaffäre legt PR-Berater Moritz Hunzinger Berufung gegen das Urteil des Amtsgerichts Stuttgart ein. "Ich gehe diesen Schritt, weil ich stets die Wahrheit gesagt habe und mich im Recht fühle", sagte er unserer Zeitung. Er war zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und 30 000 Euro Geldbuße verurteilt worden. Er soll vor dem FlowTex-Untersuchungsausschuss die Unwahrheit über die Abwicklung einer Infas-Umfrage gesagt haben. Im Zuge der Affäre waren die Minister Walter Döring und Corinna Werwigk-Hertneck zurückgetreten. Mit einem Prozess gegen Hunzinger vor dem Landgericht wird nicht vor dem Herbst gerechnet.



Schlußwort von Moritz Hunzinger nach den Plädoyers am 26. April 2006:


  Frau Vorsitzende Richterin,
  Frau Staatsanwältin,
  Herr Rechtsanwalt Dr. Bessler,
  sehr geehrte Damen und Herren der Öffentlichkeit,

das Gericht hat mein Verständnis, der Vermutung nachzugehen, ich hätte vor einem Untersuchungsausschuß des Baden-Württembergischen Landtages uneidlich falsch ausgesagt.

Das Gericht hat so gearbeitet, wie es arbeiten muß. Und ich empfand es mir gegenüber durchaus fair.

  Allerdings: Ich habe vor dem Untersuchungsausschuß nicht falsch ausgesagt.
  Mein Angebot an den Ausschußvorsitzenden, Herrn Landtagsvizepräsidenten und Innenminister a. D. Frieder Birzele, mich auf meine Aussage zu vereidigen, nahm dieser nicht an. Das Verfahren vor diesem Amtsgericht wäre indes kaum anders verlaufen; ich hätte auch in diesem Fall nicht falsch ausgesagt.

Im Landtag ging es um den Kopf des erfolgreichsten Wirtschaftministers aller Bundesländer, nämlich des stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Walter Döring. Die Landtagswahl heute exakt vor einem Monat zeigt für lange Zeit, daß auch dieser letzte "Sieg" kein Gewinn war.

In meinem korrekten Handeln im Jahr 1999 vor Gericht bestätigt haben für mich erwartungsgemäß der gestürzte Minister, sein Pressesprecher, seine Büroleiterin, seine Sekretärin, alle involvierten Geschäftspartner von infas, darunter die Geschäftsführerin eines infas-Kunden und deren Buchhalter sowie sämtliche vernommenen Kriminalbeamten. Es hatte alles seine Richtigkeit auch in den Verwaltungen bei infas in Bonn und bei Hunzinger in Frankfurt. Niemand hat mir vor Gericht auch nur ein Motiv unterstellen wollen oder können, vor dem Untersuchungsausschuß falsch ausgesagt zu haben.

Die breite öffentliche Zustimmung, die ich insbesondere nach der Zeugenaussage von Herrn Minister Dr. Döring erfahren habe, tat mir gut.

Nach meiner Empfindung gilt, was in der Politik Regel ist: "Löse kein Problem, das keiner kennt". Dem habe ich mich freiwillig gestellt. Ich hätte das alles hier leicht abwenden können, die Vorbilder sind bekannt.

Schönen Dank.



7. März 2005
SWR: Ermittlungsverfahren gegen Döring und Hunzinger eingestellt

Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) wegen des Vorwurfs der Vorteilsannahme eingestellt. Auch die Verfahren gegen die Ex-Chefin von FlowWaste, Bettina Morlok, und den früheren PR-Berater Moritz Hunzinger wurden eingestellt. Zwar hält die Staatsanwaltschaft Karlsruhe Dörings damaliges Verhalten im Zusammenhang mit der Finanzierung einer Umfrage zur baden-württembergischen Wirtschaftspolitik im Mai 1999 für strafbar. Allerdings seien die Vorwürfe inzwischen verjährt. Hunzinger hatte die Umfrage mit 30.000 Mark (15.340 Euro), Morlok mit 10.000 (5.113 Euro) Mark finanziert. Weil eine mehrheitlich Hunzinger gehörende Firma kurz zuvor die - von Döring ausdrücklich befürwortete - Übernahme einer Karosseriefirma angestrebt hatte, gehen die Staatsanwälte von einem Zusammenhang zwischen der Umfrage und dem Geschäft aus. Hunzinger und Döring hatten kurz vor der Umfrage über die Firmenübernahme gesprochen.




infas-Umfrage Baden-Württemberg/Wirtschaftsministerium Stuttgart

Rechtsanwalt Boris Rhein*) erklärt für Moritz Hunzinger, ehemaliger Geschäftsführer der Hunzinger Public Relations GmbH, am 15. Februar 2005:

"Gegen den von der Staatsanwaltschaft beantragten, jedoch vom Amtsgericht Stuttgart bislang nicht erlassenen Strafbefehl wird gegebenenfalls Einspruch eingelegt. Der Strafbefehl ist inakzeptabel, da er frei von Schuld und strafrechtlicher Verantwortung ist. Herr Hunzinger hat sich nicht das Geringste vorzuwerfen. Keiner der gegen ihn erhobenen Vorwürfe trifft zu. Herr Hunzinger hat weder vor dem Untersuchungsausschuß des Landtages von Baden-Württemberg noch sonst jemals eine Falschaussage begangen. Die gegen ihn durch die Staatsanwaltschaft Stuttgart erhobenen Vorwürfe entbehren jeder Grundlage und sind ohne jedes tatsächlich oder rechtlich belastbare Fundament. Keine Ermittlungslinie der Staatsanwaltschaft Stuttgart zeigt auf Herrn Hunzinger. Es trifft nicht zu, daß Moritz Hunzinger, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihm vorwirft, wider besseres Wissen angegeben hat, die sogenannte Umfrage Baden-Württemberg und die sogenannte Marktanalyse Ägypten seien zwei Vorgänge, die nichts miteinander zu tun hätten, denn diese Sachverhalte stehen tatsächlich in keinerlei Zusammenhang. Dies ergibt sich im übrigen auch glasklar aus der Ermittlungsakte. Deswegen ist es geboten, gegen den Strafbefehl Einspruch einzulegen und die Vorwürfe durch ein unabhängiges Gericht beurteilen und klären zu lassen. Herr Hunzinger sieht der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Stuttgart mit gutem Gewissen im Bewußtsein, unschuldig zu sein, entgegen".

*) Rechtsanwalt Boris Rhein MdL ist auch Vorsitzender des Rechtsausschusses des Hessischen Landtages




17. Februar 2005:
Hunzinger im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten: "Der langjährige Wirtschaftsminister ist ehrlich" (Auszüge)

SWR: "Ich habe nichts von dem zu korrigieren, was ich vor dem FlowTex-Untersuchungsausschuß gesagt habe"

Hunzinger: Ich habe nichts zu korrigieren von dem, was ich vor dem Untersuchungsausschuß gesagt habe. Das ist die Wahrheit. Das gleiche gilt für Herrn Smid von Infas und Herrn Döring. Wir hatten und haben doch gar keinen Grund, etwas anders darzustellen, als so, wie es war.

Stuttgarter Nachrichten: Die Ermittler behaupten aber, Sie alle hätten die Unwahrheit zur Entstehung und Finanzierung der Umfrage aus dem Jahr 1999 gesagt.

Hunzinger: Die Staatsanwaltschaft irrt. Das geht auch aus den Unterlagen hervor. Es wird zum Beispiel behauptet, Dörings damalige Büroleiterin habe sich bei dem Treffen im Mai 1999 in Stuttgart in meiner Gegenwart Notizen zu der Umfrage gemacht. In meiner Gegenwart hat sie nichts aufgeschrieben.

Stuttgarter Nachrichten: Heute soll der Ständige Ausschuß im Landtag die Immunität von Herrn Döring aufheben, damit auch gegen ihn ein Strafbefehl erlassen werden kann. Was raten sie ihm?

Hunzinger: Nachdem sich Herr Smid, Herr Döring und ich nie mit einem Sterbenswörtchen über diese Umfrage unterhalten haben, rate ich allen das zu tun, was ich tun werde: Den Strafbefehl nicht anzunehmen, sondern den Prozeß zu suchen.

Stuttgarter Nachrichten: Woher nimmt die Staatsanwaltschaft dann die Sicherheit, die Strafbefehl erlassen zu können?

Hunzinger: Das ist mir ein Rätsel. Ich habe ein reines Gewissen. Und Herrn Döring halte ich für die leibhaftige Ehrlichkeit.




Moritz Hunzinger im manager magazin-Interview: "Dieses Land ist krank"




Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 8. August 2004:

Die Justizministerin kenne ich ausnahmsweise noch nicht einmal; ich war nicht Gesprächsgegenstand in den Telefonaten von ihr mit dem Wirtschaftsminister.

Und das Ding aus 1999 in Stuttgart - gelegentlich schreibt's die FAZ - "Hunzinger-Affäre" zu nennen, ist ein starkes Stück. Im Falle Özdemir und Döring stelle ich mich vor meinen langjährigen Mitgeschäftsführer und Freund Johannes Altincioglu. Die Parteispende über TDM 10 hat die Geschäftsführung der Hunzinger PR GmbH NICHT auf das Privatkonto des Ministers gezahlt, sondern ganz offiziell dem FDP-Landesvorsitzenden zukommen lassen.

Was mich und meinen Vorstandskollegen bei der Hunzinger Information AG, den infas-Chef Menno Smid, betrifft, ist mit der infas-Umfrage in Baden-Württemberg alles blitzsauber gelaufen: Die Hunzinger PR GmbH war Auftraggeber und hat die Rechnung ihrer Schwestergesellschaft infas-Institut vollständig, gerne und innert einer Woche bezahlt. Mit den Erkenntnissen aus der Umfrage haben wir 1999 und 2000 viel Geschäft mit der Crème der baden-württembergischen Industrie gemacht. Damals verdiente (!) allein die Hunzinger PR GmbH - ohne infas und action press! - im Jahr fast 6 Mio. DM, trotz der hohen Gehälter von Herrn Altincioglu und mir.

Auch ist hinlänglich bekannt, daß Minister Prof. Scharping seine Einkäufe selbst bezahlt hat.


Döring rechtfertigt Besitz von Hunzinger Information-Aktien

Der wegen einer versehentlich vom Kreisschatzmeister seiner Partei falsch verbuchten Parteispende über 10.000 DM zurückgetretene Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) hat Vorwürfe wegen des Kaufs von Aktien der Hunzinger Information AG zurückgewiesen. Daran sei "nichts Ungewöhnliches", sagte er. Im November 1999 habe er 50 von insgesamt 7,24 Mio. ausgegebenen Stück Aktien gekauft.
Der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident kritisierte, er sei außerdem überrascht darüber, daß Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft "zuerst bei der Presse landen". Die von Moritz Hunzinger vor 25 Jahren gegründete und bis April 2004 gemeinsam mit infas-Chef Menno Smid geführte Hunzinger Information AG war 1998 mit 3,25 Milliarden EUR 310fach überzeichnet als einer der Pioniere an den Neuen Markt der Börse gegangen und hatte damals 14.000 Aktionäre.


Hunzinger über Döring in den Stuttgarter Nachrichten

"Hunzinger hat Döring gegen die öffentliche Kritik und den Verdacht in Schutz genommen, der Aktienbesitz des Ministers stehe in einem Zusammenhang mit der Umfrageaffäre: "Wie hier teilweise mit Herrn Döring umgegangen wird, ist eine verachtenswerte Schande", sagte Hunzinger der Zeitung. "Döring ist gehetzt und kaltgemacht worden. Das hat er nicht verdient".
Döring hatte am vergangenen Freitag wegen der Affäre seinen Rücktritt angekündigt.

(dpa)"


Stellungnahme zu dem Beitrag in der Stuttgarter Zeitung vom 27. März 2004 "Döring in Erklärungsnot"

Stellungnahme:

Betreff: Stuttgarter Zeitung: Ihr Beitrag "Döring in Erklärungsnot"

Sehr geehrter Herr Müller,
wie Sie hier fahrlässig vermeintliche Widersprüche "erkennen" und aufbauschen, ist inakzeptabel, geradezu unprofessionell. Sie kennen das Sprichwort: "Man merkt die Absicht und ist verstimmt". Wie können Sie einfach ignorieren, was Tatsache ist? Ich werde nicht zulassen, daß über den Minister etwas in die Welt gesetzt wird, was nicht stimmt.

Zum Bericht der Stuttgarter Zeitung und den von ihr gestellten Fragen lesen Sie bitte nachfolgend die zutreffenden Antworten aus dem Hause Hunzinger Information AG (der Gesellschafterin der Hunzinger PR GmbH, der infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH und der action press gmbh & co. kg):


Stellungnahme des Vorstands der Hunzinger Information AG:


Stellungnahme des Herrn Ministers und Stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Walter Döring MdL vom 22. März 2004:


 

Moritz Hunzinger/IPO der Action Press Holding AG - vorm. Hunzinger Information AG im März 1998

"Huxley und nicht Orwell hatte recht"
Rede von Professor Dr. Werner G. Seifert, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Börse Aktiengesellschaft, anläßlich des Börsengangs der Hunzinger Information AG im Hause der Frankfurter Wertpapierbörse in Frankfurt am Main am 30. März 1998

Lieber Herr Hunzinger,
liebe Mitarbeiter der Hunzinger Information AG,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Sie vielleicht vor wenigen Minuten Aktionäre dieses Unternehmens geworden sind!

Kommunikation ist die Summe zahlreicher Austauschvorgänge, die mit verschiedenen Zeichen und Zeichensystemen vollzogen werden. Sie besteht aus Sprache und Gestik, aus Fakten und Meinungen, aus Gesagtem und Ungesagtem. Sie findet real time statt oder wird in verschiedenen Aufbewahrungsformen konserviert. Und je komplexer Kommunikation ist, desto besser für das Geschäft von Moritz Hunzinger. Wären wir bei der Kommunikation von Rauchzeichen stehengeblieben, so hätte sein Geschäft im Verkauf von gut brennbarem Holz und von Wolldecken zur Abdeckung des Feuers steckenbleiben müssen.

Schrift, Hörfunk und Fernsehen machen es heute leicht, Gedanken einer beharrlichen, einer konzentrierten Prüfung zu unterziehen. Das gesprochene Wort gerinnt und ruft den Grammatiker, den Logiker, den Rhetoriker, den Historiker, den Wissenschaftler und den Hunzinger auf den Plan. All diejenigen, die sich Sprache vor Augen führen, um zu erkennen, was sie bedeutet, wo sie irrt und wo sie hinführt. Sprachen sind Medien, Medien sind Metaphern, Metaphern schaffen den Inhalt unserer Kultur. Hunzinger ist damit auch ein Kulturgenerator, die Hunzinger Information AG ist mehr als nur ein WissensWert. Wenn mich nicht alles täuscht, so hat das hier und heute schon fast den Charakter einer informellen Hauptversammlung der Hunzinger Information AG mit einer, wie ich meine, sehr ordentlichen Präsenz. Dessen eingedenk will ich meine folgenden Gedanken etwas sortieren und sie in drei Abschnitte zusammenfassen:

Abschnitt 1 wird überschrieben mit "Huxley und nicht Orwell hatte recht". Abschnitt 2 will ich dem Satz "auf zwei Beinen steht sich‘s leichter" widmen und ich will mit der Frage "Wissen, wie weiter?" schließen und beginne ganz wie es sich gehört mit dem ersten Punkt.

1. "Huxley, nicht Orwell hatte recht". In welcher Informations- und Kommunikationswelt, meine sehr verehrten Damen und Herren, leben wir heute? Blicken wir etwa zwanzig Jahre zurück, sahen wir dem Jahre 1984 in banger Erwartung entgegen. Als es kam und Orwells Prophezeiung nicht eintrat, stimmten die Nachdenklichen unter uns verhaltene Loblieder an - auf sich selbst. Die Wurzeln der freiheitlichen Demokratie waren gesund, blieben unverletzt. Mochte anderswo der Terror ausgebrochen sein, die Demokratie westlicher Prägung zumindest hatte Orwells Alpträume nicht heimgesucht. Über dieser Genugtuung wurde vergessen, daß es neben Orwells düsterer Prophezeiung "1984" eine zweite "Düstopie" gab, ein wenig älter, nicht ganz so bekannt, aber trotz ihres Titels mindestens ebenso beklemmend: Huxleys "Schöne neue Welt". Orwell warnt vor der Unterdrückung durch eine äußere Macht, in Huxleys Vision dagegen bedarf es keinen großen Bruders, um den Menschen ihre Autonomie, ihre Einsicht und ihre Geschichte zu rauben. Er rechnete mit der Möglichkeit, daß die Menschen anfangen, ihre Unterdrüc kung zu lieben und die Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zunichtemachen. Orwell fürchtete diejenigen, die Bücher verbieten. Huxley befürchtete, daß es eines Tages keinen Grund mehr geben würde, Bücher zu verbieten, weil keiner mehr Bücher lesen will. Orwell fürchtete jene, die uns Informationen vorenthalten, Huxley fürchtete jene, die uns mit Informationen so sehr überhäufen, daß wir uns vor ihnen nur noch in Passivität und Selbstbespiegelung retten können. Orwell befürchtete, daß die Wahrheit uns verheimlicht werden könnte, Huxley befürchtete, daß die Wahrheit in einem Meer von Belanglosigkeiten untergehen könnte. Er fürchtete die Entstehung einer reinen Trivialkultur. In "1984" werden die Menschen kontrolliert, indem man ihnen Schmerz zufügt, in "Schöne neue Welt" werden sie dadurch kontrolliert, daß man ihnen grenzenloses Vergnügen bietet. Kurz: Orwell befürchtete, daß das, was uns verhaßt sei, uns zugrunde richten werde, Huxley befürchtete, daß das, was wir lieben, uns zugrunde richten werde. Und ich glaube, meine Damen und Herren, wir müssen der Möglichkeit ins Auge sehen, daß Huxley und nicht Orwell recht hatte. Das Medium ist die Metapher. Weitgehend und ohne daß die Öffentlichkeit sich darüber aufgeregt hätte, haben sich Politik, Religion, Nachrichten, Sport, Erziehung und Wirtschaft in kongeniale Anhängsel des Showbusiness verwandelt. Die Überbringer der Botschaften, die Nachrichtensprecher und Moderatoren verbringen vor Ihren Auftritten mehr Zeit unter dem Fön als über ihren Skripten. Wir sind im Zuge dieser Entwicklung eine Gesellschaft geworden, die im Begriff ist, sich zu Tode zu amüsieren, wie Neil Postman eindrücklich formuliert hat, oder andersherum, in Orwells Welt gäbe es keine Hunzinger Information AG, in Huxleys Welt geht sie an die Börse.

2. Mein zweiter Punkt, meine Damen und Herren, beschäftigt sich mit dem simplen Satz, daß es sich auf zwei Beinen leichter stehen läßt. Hunzinger hat seine Aktivitäten in drei Geschäftsfelder strukturiert. Erstens Politkommunikation und Public Relations, zweitens Public und Industrial Relations, und drittens die infas Meinungs- und Marktforschungsgesellschaft. Systematisch steht er aber auf zwei Beinen. Auf der einen Seite analysiert und bewertet Hunzinger Informationen, auf der anderen Seite kreiert er neue Informationen, denn: "Auf zwei Beinen steht sich’s leichter". Nun ist er an die Börse gegangen, wie hat der Markt ihn wohl bewertet? Nicht das Resultat, der Preis der Aktie ist gemeint, den kennen wir seit einigen Minuten – Kompliment dazu – die Frage ist, nach welcher Methode hat der Markt das gemacht? Wie ist der Markt zu diesem Preis gekommen? In der Bilanz stehen nicht Aktiva wie Maschinen, Fabriken, Patente, Halb- und Fertigfabrikate, greifbare Vermögenswerte also. Wie bemißt man Aktivposten wie "Wissen, wo Wege sich treffen", "Wissen, was andere denken", "Wissen, woher der Wind weht", und "Wissen, welchen Wert Information hat" um seine eigenen Formulierungen, die wir hier an der Wand bewundern können, zu bemühen.

Hunzingers Börsengang ist für den Neuen Markt ein Novum. Noch nie mußten die Investoren so sehr ihre Phantasie bemühen, um den Ertragsreichtum der Vermögenswerte einzuschätzen. Wir, bei der Gruppe Deutsche Börse, überlegen gerade, ob wir für diese Kategorie von Unternehmen nicht sogar ein weiteres Börsensegment schaffen sollten. Der Wert von Informationsdienstleistungen läßt sich immer weniger vom Wert physischer Arbeit unterscheiden. Dennoch, Herr Hunzinger, was sind 54 Leistungsträger, die 11 Sprachen sprechen, eigentlich wert? Bieten Verhältniszahlen wie Umsatz pro Kopf, Kosten pro Kopf oder Ergebnis pro Kopf dem interessierten Analysten bessere Anhaltspunkte als z. B. Haare auf dem Kopf, als Synonym für die kumulierte Erfahrung dieser Leute. Wie hoch ist der abgezinste Ertragswert von teilzeitigen Mitarbeitern und Beratern, die jedem FAZ-Leser ein Begriff sind, egal ob dieser als kluger Kopf zuerst nach dem Feuilleton, dem außenpolitischen Teil, der Wirtschaftsseite oder nach den innenpolitischen Nachrichten greift. Und wieviel Wert hat der Markt durch die gerade stattgefundene Preisbildung dem Gründer und Chef selber zugeordnet, der nach jüngster Selbstauskunft 55 % des Geschäftsvolumens direkt auf sich selbst zurückführt. Eigentlich sollten die Aktionäre eine großzügige Unfallversicherung für ihn abschließen. Wissenswert zu sein, zu beobachten, ob Hunzingers beide Beine, nämlich die Bewertung von Information auf der anderen Seite, und die Kreation von Information auf der anderen Seite gleich schnell wachsen, wenn nicht, entsteht vielleicht eine Schieflage im Geschäftsmix, aber nicht notwendigerweise in der Ertragskraft. Auf jeden Fall sind die Leistungsträger, die Information kreieren wohl teurer als diejenigen, die sie analysieren und bewerten, allerdings können für das Schaffen und das Verändern von Informationslagen auch höhere Preise erlöst werden. Es wäre wohl interessant, Hunzingers Bilanz einmal in dieser Richtung auseinander zu schrauben. Der Neue Markt, meine Damen und Herren, ist ein Lehrstück für die Marktwirtschaft, ist ein Rollenmodell für die wirtschaftliche Erneuerung dieses Landes. Hier können wir schon heute das produktive Zusammenspiel von Arbeits-, Produkt- und Kapitalmarkt erkennen. Die 19 Unternehmen am Neuen Markt haben in den letzten 12 Monaten rund dreieinhalbtausend Arbeitsplätze geschaffen. Gemeinsam müßten wir diesen Neuen Markt in einen großen Maßstab übersetzen, so das Bruttosozialprodukt Deutschlands erheblich steigern und die Arbeitslosigkeit mit marktwirtschaftlichen Mitteln auf 4-5 % verringern.

Was wird Hunzinger in den nächsten Jahren dazu beitragen? Fünfzig Arbeitsplätze, 100 oder gar mehr? Auf jeden Fall hat doch die Bewertung der Hunzinger Information AG vor wenigen Minuten einmal mehr gezeigt, daß Informationsangebote, so sie einen Markt finden, zu hohen Bewertungen durch Investoren führen können. Andere Beispiele gefällig? Reuters, Bloomberg, Moody, Standards & Poor und vielleicht auch einmal Börsenorganisationen. Und wird Hunzinger, seit Minuten millionenschwer, nun auf das typisch deutsche Neidsyndrom stoßen? Wir kritisieren hierzulande ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilungen schnell als Auswuchs der Marktwirtschaft und bekämpfen sie mit allen Mitteln der Politik, statt sie als wünschenswerte Konsequenz eines freiheitlichen Systems zu akzeptieren. Es wird viel beklagt in diesem Lande, daß wirtschaftliches Wachstum das Problem von Einkommensungleichgewichten nicht lösen kann. Mit dieser Sichtweise wird aber dem Kapitalismus etwas vorgeworfen, was ein anderes System, das Ende der achtziger Jahre zusammengebrochen ist, nicht geleistet hat: Der Markt belohnt Leistung mit hohen Einkommen und Kapitalgewinnen und diese Belohnung durch den Markt differiert, weil die Leistungen unterschiedlich sind. Ungleichgewichte bei Einkommen und Vermögen sind ein Beweis dafür, daß der Markt funktioniert. Viele, die sich hierzulande Intellektuelle nennen, fühlen sich deshalb mit dem Konzept des Marktes nicht wohl, weil sie Wohlstand nicht als Ergebnis kreativer Prozesse interpretieren, obwohl sie ein solches Ergebnis jedem Künstler gerne zugestehen, weil sie Wohlstand als eine begrenzte Ressource ansehen, muß derjenige, der ihn sich erarbeitet hat, ihn jemand anderem wohl weggenommen haben.

Auf den Punkt gebracht, hat Bill Gates, der Wohlstand, Arbeitsplätze und neue Produkte für viele Menschen geschaffen hat, mehr für diese getan, als mancher selbstlose Säulenheilige, der Geld umverteilt hat, das ihm Philanthropen dafür zur Verfügung stellten. Es liegt, meine Damen und Herren, wahrscheinlich mehr Moral in der Freiheit als in einer durch Umverteilung erzwungenen Einkommensgleichheit.

3. Ich komme zu meinem dritten Punkt: "Wissen, wie weiter". Wahrscheinlich ist auch die Zukunft der Hunzinger Information AG zu einem guten Teil von der weiteren Entwicklung am Marktplatz für Informationen beeinflußt. Was könnte da passieren? Welche Aspekte könnten relevant sein für die weitere Zukunft dieses Unternehmens? Der Marktplatz für Informationen, meine Damen und Herren, macht nicht gleich, sondern fördert Diversifikation und Gattungsvielfalt. Davon kann Hunzinger profitieren, er wird tendenziell die Diversifikation vergrößern. Der Marktplatz für Information vereinigt gespaltene Gesellschaften und könnte zu einer Redefinition von Nationen in Richtung ortsunabhängiger, elektronischer Netzwerke führen. Kann Hunzinger dies für seine Expansion nutzen? Der Marktplatz für Information schafft keine einheitliche globale Kultur, sondern nur eine dünne Oberfläche von grundsätzlich akzeptierten Normen und Standards. Standardisierung ist preisdrückend für Hunzingers Geschäft, er wird versuchen, durch die Konzentration auf bestimmte Segmente dieser Entwicklung zu entgehen, denn der Wert von Information wird durch das individuelle Bedürfnis des Nachfragers bestimmt, die gleiche Information kann somit unterschiedlichen Wert haben. Dabei profitiert sein Geschäft davon, daß wirkliche Informationsverarbeitung menschliche Emotionen transportieren kann, die Technik aber nicht.

Und überhaupt, meine Damen und Herren, Informationen sind nur der Rohstoff, die Wertschöpfung besteht daraus, Wissen aus Informationen zu generieren. Früher kämpfte man mit dem Problem der Informationsgewinnung, heute liegt die Schwierigkeit in der Auswahl und Bewertung. Warum hat Hunzinger seinen WissensWert nicht Wissens AG genannt? Auf alle Fälle stimmt die Heuristik "Wissen ist Macht" nicht mehr, sie müßte heute heißen "Wissen ist Markt". An diesem Marktplatz muß sich die Hunzinger Information AG weiterhin bewähren, um ihren heutigen Marktwert zu steigern, um Shareholder Value für ihre Aktionäre, hier stehen sie alle, zu schaffen. Mit der heutigen Emission haben Emittenten und Investoren wichtige Entscheidungen getroffen. Unwiderrufliche Entscheidungen? Keineswegs. Der Neue Markt bietet vor allem auch dem Anleger die Gelegenheit, einmal getroffene Kaufentscheidungen zu revidieren, durch Zukauf oder Verkauf.

Ich wünsche der Hunzinger Information AG, daß vor allem zugekauft wird. Dazu muß er aber mehr Material an den Markt bringen. Und ob dazu Koppelgeschäfte erforderlich und nützlich sind, wird ihm der Markt ebenfalls zurückmelden.

Dem neuen Börsenwert wünsche ich eine erfolgreiche Entwicklung, Ihnen allen noch eine fröhliche Party, und ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Moritz Hunzinger zu Ministerpräsident und Bundesminister der Verteidigung a. D. Prof. Rudolf Scharping MdB und Rechtsanwältin und Notarin Kristina Gräfin Pilati von Thassul zu Daxberg-Borggreve in 2002

An den Fotoaufnahmen im Sommer 2002 von Herrn Ministerpräsidenten und Bundesminister a. D. Prof. Rudolf Scharping MdB und Rechtsanwältin und Notarin Kristina Gräfin Pilati von Thassul zu Daxberg-Borggreve in Mallorca 2002 war ich nicht beteiligt, auch kein Mitarbeiter aus dem von mir – bis April 2004 25 Jahre lang - geführten Hunzinger Information AG-Konzern, weder von Hunzinger PR oder infas, noch nicht einmal von action press. Dies ist bereits verschiedentlich von BUNTE-Chefredakteurin Frau Riekel und ihrem Mitarbeiter Herrn Sahner, bestätigt worden:.

Süddeutsche Zeitung, 15. Juli 2002
Eine Frage des Abstands: Gerüchte über das Verhältnis des Frankfurter PR-Beraters Hunzinger zu Bundesverteidigungsminister Scharping fangen im Wahlkampf wieder an zu brodeln. "Unfug" allerdings sei die "gern kolportierte Story", Hunzinger habe die Gräfin und den Minister mit ihren Wasserspielen in Mallorca in die Illustrierte Bunte gebracht und dafür auch noch 60000 Mark Honorar bekommen. Hunzingers Version wird von dem Autor der Bunte-Geschichte, Paul Sahner, bestätigt: "Hunzinger hatte damit nichts zu tun."




Urteil des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg vom 11. September 2012:
"Hunzinger hat weder Kleidung bezahlt noch für den damaligen Verteidigungsminister eingekauft".
Gegenstandswert berücksichtigt Pinnwandeintrag auf Facebook.

dd


B.Z. Berlin, 20. März 2012
Hunzinger bezahlte Scharping keine Anzüge
Berichtigung

Der PR-Berater Prof. Moritz Hunzinger (53) hat dem damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping (61) keine teuren Anzüge gesponsert, wie es in unserer Sonntagsausgabe erwähnt wurde. Hunzinger zu der weit verbreiteten Darstellung: "Ich verwahre mich vehement gegen diese immer wieder kolportierte falsche Behauptung, dass ich für Herrn Scharping die Rechnung eines Herrenausstatters bezahlt hätte."

http://www.bz-berlin.de/archiv/berichtigung-article1416602.html


Gegendarstellung Frankfurter Rundschau vom 22. Dezember 2011
"Nicht eingekleidet"
In der Ausgabe vom 14. Dezember 2011 berichteten wir auf der Seite 3 unter dem Stichwort „Andere Affären“ über die Verbindung zwischen Rudolf Scharping und Moritz Hunzinger. Dazu stellt Herr Prof. Hunzinger zu recht fest, daß „er nicht für Kleidung von Herrn Scharping gezahlt hat“.


Unterlassungsverpflichtungserklärung Süddeutsche Zeitung (print und online) sowie Redakteur Hans-Jürgen Jakobs, 27. Dezember 2011
erwirkt durch Moser Bezzenberger Rechtsanwälte www.moserbezzenberger.de


Gegendarstellung der Mitteldeutschen Zeitung, 15. Dezember 2011
Sie schreiben unter www.mz-web.de vom 13. 12. 2011 unter der Überschrift „Honorare, Affären, günstige Kredite, Dienstreisen in den Urlaub“ über mich: „Von diesem hatte Scharping sich (…) Designerkleidung für 25.000 Euro spendieren lassen.“ Hierzu stelle ich fest: Ich habe Herrn Rudolf Scharping keine Kleidung spendiert. Frankfurt am Main, den 15. 12. 2011 Prof. Dr. h.c. Moritz Hunzinger

Anm. der Redaktion: Herr Hunzinger hat Recht.

Gegendarstellung BILD.de, September 2010



Gegendarstellung sprengsatz.de/Michael Spreng, September 2010





Von Moritz Hunzinger (vertreten durch Moser Bezzenberger Rechtsanwälte www.moserbezzenberger.de) gegen die FAZ erwirkte Unterlassungsverpflichtungserklärung vom 8. August 2008

(anzufordern über http://fazarchiv.faz.net)



Von Moritz Hunzinger (vertreten durch Moser Bezzenberger Rechtsanwälte www.moserbezzenberger.de) gegen die FAZ (vertreten durch White & Case) erwirkte Gegendarstellung und Einstweilige Verfügung, OLG-Beschluß vom 28. April 2008

(anzufordern über http://fazarchiv.faz.net)



Financial Times Deutschland vom 18. Mai 2007

"In der Ausgabe der FTD vom 14. Mai schreiben wir in einer Buchrezension: "Nur selten wird deutlich, wie eng Lobbying, Beratung und Korruption zusammenhängen - wenn etwa Landesminister Heinz Schleußer zurücktritt, weil er sich Privatflüge von der WestLB hat finanzieren lassen oder Rudolf Scharping abdankt, weil er Honorarzahlungen von der PR-Agentur Hunzinger angenommen hat." Hierbei kann der falsche Eindruck erweckt werden, dass sich Moritz Hunzinger und Rudolf Scharping der Korruption verdächtig gemacht haben. Das war nicht unsere Absicht. Wir bedauern dies. FTD"



Keine rechtlichen Konsequenzen für Scharping und Özdemir, sueddeutsche.de/AP/dpa, 23. Juli 2002
Honorar-Affäre: Keine Strafen für Scharping und Özdemir
Die CDU fordert von dem Bundestagsabgeordneten der Grünen aus Baden-Württemberg den Rückzug seiner Bundestagskandidatur

Die Affäre um Zahlungen des PR-Unternehmers Moritz Hunzinger hat für Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) und den Grünenabgeordnete Cem Özdemir keine rechtlichen Konsequenzen. Wenn Scharping in seiner Funktion als Abgeordneter gegen den Verhaltenscodex des Bundestags verstoßen haben sollte, werde dies lediglich schriftlich bekannt gegeben, sagte ein Sprecher des Bundestags am Dienstag auf Anfrage. Weitere Sanktionen seien im Gesetz nicht vorgesehen. Der Fall Özdemir werde wohl überhaupt keine Folgen haben. Der Sprecher bestätigte damit einen Bericht der Frankfurter Rundschau vom Dienstag. Scharping hatte Honorarzahlungen von Hunzinger entgegen den Bestimmungen nicht bei Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gemeldet. Thierse hat Scharping aufgefordert, das Versäumnis bis Mitte August zu klären. Einnahmen über 30 000 Mark (15 000 Euro) im Jahr sind dem Parlamentspräsidenten anzuzeigen. Bestätigt sich das Versäumnis Scharpings, wird dies in einer Drucksache des Bundestags bekannt gegeben - ohne weitere Folgen für den Ex-Minister. Scharping hatte zugegeben, von der PR-Agentur Hunzinger 1998 einen Betrag von 80 000 Mark als Voraushonorar für die spätere Veröffentlichung seiner Memoiren erhalten zu haben. 1999 habe er weitere 60 000 Mark als Honorar für drei Vorträge aus Jahren vor seinem Amtsantritt als Minister erhalten.
Für den Grünenabgeordneten Özdemir bleibt der Privatkredit von Hunzinger in Höhe von 80 000 Mark zu relativ günstigen Zinsen wohl ohne jegliche Folgen. Derzeit werde geprüft, ob dies rechtlich überhaupt von Bedeutung sei, sagte der Bundestagssprecher. Ein Kredit muss im Gegensatz zu Honorarzahlungen nicht beim Bundestagspräsidium gemeldet werden. "Ein Kredit ist grundsätzlich nicht anzeigepflichtig", sagte der Sprecher. Es werde dennoch geprüft, ob Özdemir durch den günstigen Zinssatz einen geldwerten Vorteil erhalten habe. Doch selbst wenn es einen Vermögensvorteil gegeben hätte, bliebe dieser unterhalb der geltenden Grenzen. Bei dem Kredit handelt es sich den Angaben zufolge wohl auch nicht um einen meldepflichtigen "Vermögenszuwachs". Konsequenzen für Özdemir seien also "relativ unwahrscheinlich".
(23. Juli 2002, sueddeutsche.de/AP/dpa)


Interview mit dem Tagesspiegel "Früher gab es eine andere Ehrlichkeit", Juli 2002

Der Tagesspiegel, Berlin, 28. Juli 2002
"Früher gab es eine andere Ehrlichkeit"

Scharping, Özdemir, Merz - sie alle waren verdammt nahe dran an Moritz Hunzinger. Wer ist dieser Mann? Ein Sittengemälde aus dem Schattenreich zwischen Wirtschaft und Politik – Interview

Moritz Hunzinger, 43, PR–Berater aus Frankfurt, kommt nicht aus den Schlagzeilen. Seit 1979 knüpft er Kontakte zwischen Politik und Wirtschaft, er ist Schatzmeister der CDU-Sozialausschüsse. Zu seinem kleinen Imperium gehören u.a. die Bildagentur Action Press und das Meinungsforschungsinstitut Infas. Allerdings ist der Aktienkurs von 17 Euro Anfang 1999 auf 80 Cent gefallen. Zu Hunzingers Vertrauten gehören Martin Bangemann, Roland Koch und Lothar de Maizière.

Herr Hunzinger, wie geht es Ihnen?
Also, das ist eine Zeit, die mich anstrengt, und soll ich mich darüber frustrieren lassen, oder sehe ich das tatsächlich als Chance. Ich habe mir überlegt, dass mir der liebe Gott nur das aufhalsen, aufschultern wird, was ich tragen kann - und deshalb habe ich mich für die Chance entschieden. Und nun gehe ich die Sache mit dem unternehmerischen Instinkt an, den ich habe. Unternehmer sind ja andere Leute als Angestellte, damit mache ich keine Angestellten nieder, aber Unternehmer haben einen anderen Beat…

Die Sache Scharping, Herr Hunzinger…
Lassen Sie mich doch ausreden! Ich sage Ihnen ja alles. Es gibt Journalisten, die nicht so gerne zuhören, diese Erfahrung mache ich derzeit gelegentlich. Stellen Sie sich vor: Sie treffen den Kerl, den Sie immer schon mal treffen wollten. Und jetzt würde sich herausstellen: So schrecklich ist er gar nicht…

Sie dürfen gerne ausreden.
Das ist ein apokalyptischer Vorgang. Niemand geringeres als der Verteidigungsminister von Deutschland, ein Mann, den ich sehr schätze seit vielen Jahren, als er noch Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz war, dieser Mann also gerät in einen apokalyptischen Abgrund, ohne dass ich was ausgefressen habe, aber der Vorgang steht in einem Zusammenhang mit mir und meiner Firma. Wir haben nichts falsch gemacht, der Fiskus hat kein Problem damit, es ist moralisch nicht verwerflich. Wir sind die Kirsche in diesem Cocktail. Ich weiß ja, wie die Wahrheit aussieht.

Bitte…
In der Amtszeit von Minister Scharping gab es einen einzigen dienstlichen Termin, den er und Moritz Hunzinger zusammen wahrgenommen haben. Das war der 9. März ’99 gegen 21 Uhr. Ich hatte vor, mit Minister Scharping essen zu gehen. Ich sagte ihm, es wäre gut, wenn Herr Haun, damals Vorstand der Ferrostaal AG, mal für eine Viertelstunde dazu stoßen kann. Warum? Herr Haun hatte damals die Aufgabe, den deutschen Werftenbund zusammenzuführen, und er sollte begründen, warum das ein sehr wichtiges Projekt ist, auch in Zeiten, in denen der Haushalt des Verteidigungsministeriums starkt angespannt war. Das war der Termin, im März, wie gesagt. Es ist absurd, wenn man das in Verbindung mit den U-Booten in Ägypten bringt, das wurde erst im November 1999 aktuell.

Rein theoretisch: Würde es Sie stören, von Ihrem Wertekanon her, wenn ein Geschäft zustande kommen würde zwischen einem Minister, mit dem Sie zusammenarbeiten, und einer Firma, die Sie ebenfalls betreuen?
Während ich rede, muss ich über diese Frage nachdenken, weil ich die Auswirkungen meiner Antwort noch nicht abschätze. Sehen Sie, die Dinge, die unsereiner anschiebt, dauern im Schnitt zwölf Jahre, bis was passiert. Schon deshalb müssen wir so arbeiten, dass wir immer auch mit wechselndem Personal klarkommen. Man stellt sich das so einfach vor: Da unterschreibt der Minister einen Auftrag und der Vorstandsvorsitzende hat ihn? So laufen solche Geschäfte nicht. Unsereiner kann doch nur klimabildend wirken, das ist alles, wir können das Klima nur moderieren. Ich führe nicht die Geschäfte unserer Kunden, das machen die selbst.

Wir wollen Ihr Geschäft noch genauer verstehen.
Man muss unterscheiden: Was ist für den Connaisseur…

…den Fachmann…
…und was ist für den Otto-Normal-Verbraucher? Übrigens, wenn wir beim Otto-Normalverbraucher sind, man glaubt ja nicht, was man alles gefragt wird, zum Beispiel beim Thema Özdemir…

…der grüne Abgeordnete Cem Özdemir, der von Ihnen einen Kredit über 80 000 Mark bekommen hat…
…da werde ich allen Ernstes gefragt, ob ich überhaupt Zinsen kassieren würde, kassieren, was für ein Wort, und ob die auch hoch genug sind. Was ist passiert? Wollen Sie die Geschichte mal hören, authentisch? Nur so ist sie, alles andere ist absoluter Unfug.

Bitte.
Ich habe einen türkischstämmigen Mitarbeiter, der mein Freund und hier Geschäftsführer geworden ist. Der steht irgendwann in meinem Zimmer, sagt, er müsse mich vertraulich sprechen. Da wusste ich, es geht um was Ernstes: ein Anliegen von Rang oder er kündigt. Er hatte ein Anliegen von Rang: Ein Freund von ihm sei in Geldschwierigkeiten, ob wir ihm aushelfen könnten. So ungewöhnlich ist das nicht, ich arbeite mit vielen Leuten zusammen, die dauernd Geld brauchen, Autoren, Fotografen, Drucker. Die bekommen oft einen Vorschuss, das ist ja am Ende nichts anderes als ein Darlehen. Ich sagte gleich, das können wir nicht über die Firma laufen lassen, das machen wir dann privat. Ich tat das meinem Kollegen zuliebe.

Sie wussten gar nicht, dass es sich bei dem Freund des Freundes um den Politiker Cem Özdemir handelt?
Nein. Es ist so, wie ich es Ihnen sage, alles andere ist Quatsch. Mir glaubt das sowieso keiner. Ich wollte meinem Freund helfen, das war mein Magnet. Selbst wenn es anders wäre, wird es dadurch weder besser noch schlechter, es ist egal. Aber so ist es.

Irgendwann mussten Sie den Namen ja erfahren, spätestens beim Unterschreiben des Kreditvertrages. Wie war das, als Sie ihm später begegneten: Denkt man da, das ist der, dem ich 80 000 Mark geliehen habe?
Ich habe das präsent, klar. Aber das löst bei mir keine Waves aus, das glaubt mir ja keiner. Obwohl: Es gibt Leute, die mich gut kennen, die wissen, dass es so ist.

Jetzt ist er zurückgetreten. Er sagt, der Kredit war ein Fehler, er würde das heute nicht mehr machen.
Zu Recht. Er hätte ja mal vorher zu einer Bank gehen können. Aber da würden Leute wie Sie sagen, da wird er ja gewesen sein. Nur, wenn Sie Cem Özdemir heißen und gehen zu Ihrer Volksbank, wollen ein Darlehen und sind Diplomsozialpädagoge. Weil Sie 80 000 Mark Steuerschulden haben, dann kann ich Ihnen schon sagen, wie die Dame am Schalter Sie anguckt.

Herr Hunzinger, Sie haben das Gefühl, Sie beherrschen die Regeln Ihres Metiers. Sind Sie überrascht, dass Sie im Feuer stehen, obwohl Sie alle Regeln beachtet haben?
Ich bin nicht ganz so naiv. Aber wissen Sie, ich unterstelle erst mal, wenn man mit Partnern in Augenhöhe zu tun hat, dass es bestimmte Qualitäten und Normen gibt, an die man sich halt hält. Ich bin jetzt 23 Jahre im Geschäft, 21 Jahre haben wir ohne jede Involvierung von Anwälten gearbeitet. Es klingt jetzt etwas altklug, aber es gab früher einfach eine andere Ehrlichkeit. Ich bin abends mit hohen Herren aus der Industrie unterwegs gewesen, man hat ordentlich Rotwein getrunken - aber am nächsten Morgen ist das eingelöst worden, was man besprochen hatte. In den letzten zwei Jahren hat sich unsere Kundschaft ein bisschen verändert, es kamen einfach neue Persönlichkeiten hinzu.

Und die sind nicht mehr so ehrlich?
Manche von ihnen haben nicht mehr diese Affinität zur Ritterlichkeit. Ein Wort ist ein Wort, das war frozen. Im Jahr 2000 kamen New-Economy-Leute…na ja, jetzt wird es normaler. Warum? Weil ausgesiebt wurde. Dass Professor Sihler im jugendlichen Alter von 72 Jahren Telekom-Chef wird, ist ja die Antwort darauf, dass manches nicht mehr funktioniert hat.

Begrüßen Sie das?
Ich finde das ganz prima. Wobei ich sagen muss, dass ich es unerträglich finde, wie man mit Ron Sommer umgegangen ist, das hat der Mann nicht verdient. Ich kenne ihn nicht, aber ich halte große Stücke auf ihn.

Wenn Sie jetzt das Wort Ritterlichkeit auf Scharping und Özdemir beziehen: Vermissen Sie die hier?
Nein, beide haben die, klar.

Herr Hunzinger, Sie werden derzeit in vielen Artikeln beschrieben und in den allermeisten davon…
…bin ich das Arschloch.

Verletzt das?
Ich bin gut trainiert, weil ich oft Kunden hatte, die unter Dauerfeuer standen, und denen bin ich ein zuverlässiger Waffenbruder. Das gehört zum Spiel, gerade in der Politik. Aber es hat sich etwas verändert. Wir haben eine neue Qualität des Gerüchts. Das Niveau ist tiefer. Es ist mehr Fahrradkette statt wohl temperierter, kontroverser Diskussion. Wissen Sie, was mich wundert, bei der Rechnung des Herrenbekleidungsgeschäfts? Haben Sie sich die mal genau angeschaut?

Viele Anzüge, Zweithosen, Socken – für 56 000 Mark.
Da fällt Ihnen nichts auf? Wenn wir in ein italienisches Restaurant gehen, zu Mario oder zu Luigi und uns furchtbar die Kante geben, die Zeche der Woche machen. Dann kommen noch drei Grappa, bevor wir dann auf allen Fünfen rausgetragen werden. Wenn diese drei Grappa auf der Rechnung stehen, würde ich den Wirt in den Kühlschrank sperren. Und der Chef des besten Anzugladens in Frankfurt? Meinen Sie wirklich, dass der Socken auf die Rechnung schreibt? Es gibt die Rechnung nicht, sie wurde nicht geschrieben, der Minister hatte sie nicht in der Post.

Harald Schmidt hat in seiner Sendung gesagt, Schröder sehe es eben nicht so gerne, wenn er sich immer im Unterhemd fotografieren lasse und seine Minister im 30 000-Mark-Anzug daherkommen.
Köstlich, dieser Schmidt, ich sehe ihn gerne, natürlich. In Frankfurt gibt es ein neues Gerücht, von einer ominösen Schuhrechnung von Herrn Minister Scharping.

Das Gerücht kannten wir gar nicht.
Ich weiß noch, dass ich Herrn Scharping erzählt habe, wo ich meine Schuhe in dieser Stadt kaufe. Jetzt habe ich den Geschäftsinhaber angerufen und gefragt, kann das sein, wäre ja furchtbar, dass der Herr Minister die Schuhe nicht bezahlt hat? Aber nein, Herr Hunzinger, antwortete er, der Minister hat seine Schuhe gekauft und bezahlt. Ich sage, na Gott sei Dank. Aber das war ja auch klar: Rudolf Scharping ist ein anständiger Mann, er ist kein Filou – und nicht vergesslich.

Herr Hunzinger, warum sind Sie mit 14 zur CDU?
Das kann man gar nicht, deswegen stimmt das nicht, da können wir ja das große Missverständnis aufklären, wann man in eine Partei eintreten kann. Wunderbar. Ich bin mit 14 in die Junge Union eingetreten, mit 16 in die CDU. Ich bin seit 26 Jahren dabei. Bis heute habe ich da große, wertvolle, schöne Freundschaften.

Waren Ihre Eltern CDU-Wähler?
Nein, die haben mal so, mal so gewählt. Es gab aber eine große Affinität zu Konrad Adenauer, die dazu führte, dass einer meiner Vornamen Konrad ist.

Sie hatten eine wechselvolle Schulkarriere.
Bis zur vierten Klasse war ich auf der Heinrich-Seliger-Schule, dann auf der Wöhler-Schule, aber ich war grottenschlecht. Bin dann auf eine Privatschule, zur Anna-Schmidt-Schule. Frankfurter sagen: Kommst du nicht mehr mit, gehst du zu Anna-Schmidt!

Deshalb wechselten Sie später zur Valley Force Military Academy nach Pennsylvania? Das "Manager"-Magazin beschreibt sie als Schule für lernschwache Schüler.
Ja! Köstlich! Wunderbar! Der Mann vom "Manager"-Magazin hätte nur recherchieren müssen. Wissen Sie, wer noch auf dieser angeblichen Schule für Trottel war? General Schwartzkopf, Bob Hope…oder nehmen Sie den feinen Kerl, der mit mir auf dem Zimmer lag. James W. Gerard ist heute einer meiner besten Freunde, aus der berühmten Bankiersfamilie Gerard! James arbeitet wie ich in der Zunft der flexiblen Sachverhalte. Ein anderer Freund aus der Zeit ist mittlerweile Präsident der Dominikanischen Republik.

Was haben Sie auf der Academy gelernt?
Alle Vorzüge, treu zu sein. Gelegentlich ist mir das nicht gelungen. Aber ich registriere das.

Zum Beispiel wann?
Naja, ich habe im privaten Bereich Anfälligkeiten. Wenn Sie 43 sind, na, dann passiert Ihnen das schon mal. Aber ich schaffe es im Allgemeinen schon, den Pfad der Tugend nicht zu verlassen.

Pfad der Tugend, Herr Hunzinger: Fällt darunter auch Ihre Beratertätigkeit für Gaddafi?
Vor Jahren habe ich die Firma Kälble-Gmeinder im Schwäbischen beraten, da gab es zwei Finanzgeschäftsführer aus Libyen. Als ich deren Briefbogen gesehen habe, da stand so was wie Mohammed Ibn Ubn Daddn, habe ich gesagt: Die Vornamen reduzieren wir auf je einen, kürzen sie ab, Mohammed ist M. Den Nachnamen lassen wir stehen, das macht sich besser.

Wie haben die Herren reagiert?
Denen hat das gefallen. 13, 14, 15 Jahre später melden sich plötzlich junge Paare, Mitte 30 - sehr kultiviertes Erscheinen, international erzogen, leben in London und New York, libyscher Hintergrund, gute Frauen, gute Jungs. Die fragen mich, ob ich mir nicht Gedanken über die Zeit danach in Libyen machen könnte.

Das Land, das von Herrn Gaddafi regiert wird.
Hören Sie mir zu. Ich sage denen, wenn ihr Touristen haben wollt, müsst ihr nett sein. Deutsche müssen im Bikini rumlaufen dürfen! Man muss anständig einen saufen gehen können! Und eure Infrastruktur muss am Rand westlicher Maßstäbe sein.

Um Ihre Maßstäbe zu verstehen: Vor Libyen sind Sie nicht zurückgeschreckt.
Nicht bei diesen prima Leuten, die im Ausland leben.

Diese Leute waren sicher keine Oppositionellen.
Aber wie das so ist im Leben: Es gibt etwas dazwischen. Die waren später in Berlin bei höchsten Stellen zu Besuch, im Auswärtigen Amt. Dort sitzt die Quelle, die ihren Besuch bei mir ausgeplaudert hat. Daraus wird dann der Gaddafi-Berater Hunzinger gemacht. Meine arme Mutter. Ich bin Herrn Gaddafi nie begegnet, ich war zwar mal in seinem Zelt, aber zu einer persönlichen Begegnung kam es nicht.

Mit diesen Kunden haben Sie kein Problem. Für die PDS, haben Sie einmal gesagt, würden Sie nicht arbeiten.
Richtig.

Wo ist da der moralische Unterschied?
Die Libyer überzeugten durch ihre Absichten, die sind programmiert auf die Zeit danach. Das ist der Unterschied zur PDS. Aber ich weiß, worauf Sie ansprechen. Es stimmt, die PDS-Bundestagsabgeordnete Maier war mal zu Besuch in unserem Büro, weil unsere Berliner Büroleiterin aus demselben schwäbischen Sprengel kommt. Gregor Gysi würde ich nicht vertreten können, mir fehlt das Interesse an seinem Erfolg.

Herr Hunzinger, die "Süddeutsche Zeitung" titelt in diesen Tagen: "Die Affäre Hunzinger belastet die Politik."
Es gab erst eine Affäre Scharping, dann gab es die Sache Özdemir, und dann konnte es ja keine Affäre Scharping mehr sein. Also wurde es die Affäre Hunzinger.

Schlecht für Sie.
Ja. Schade, schade, schade.

Sie werden mittlerweile als Schlüsselfigur betrachtet für das politische System in Deutschland.
Oh Gott, I do not deserve this.

Wie beurteilen Sie die Wirtschafts-Affären in Amerika, etwa die Verwicklung des Vize-Präsidenten Cheney?
Man ist da zu empfindlich. Wir dürfen nicht immer vom Niedrigsten, Anfälligsten, Missratensten ausgehen. Man muss sich auch mal auf einen guten ersten Eindruck verlassen können.

Wer hat Sie eigentlich für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen? Als Sie es erhielten, bekam jeder Ihrer Mitarbeiter ein Imitat aus Marzipan.
Ich will es nicht wissen. Ich möchte da in keine Abhängigkeiten geraten. Und eines der Marzipan-Exemplare habe ich auch noch in Reserve.

Ausgerechnet Ihnen gleitet die Affäre aus der Hand.
Es ärgert mich, aber ich kann nicht mehr als Gespräche führen, Mails beantworten. Heute hatte ich bis zwölf Uhr 506 Mails! Gott sei Dank ist Mausebär da, meine 17-jährige Tochter, die mich unterstützt.

Als Sie noch nicht da waren, hat sie uns begrüßt mit dem Satz: "Mein Vater kommt in acht Minuten."
Ich hatte sie gebeten, Ihnen zu sagen, ich bin in fünf Minuten da. Da hat sie mich angesehen und gesagt: In acht Minuten, oder?

Interview: Christoph Amend und Stephan Lebert

2002 © Verlag Der Tagesspiegel GmbH



Berichtigung Oltner Tagblatt und Mittelland Zeitung (CH), 21. Dezember 2005


Rechnung selbst bezahlt
Im Oltner Tagblatt und in der Mittelland Zeitung von gestern stand:
«Dem ehemaligen SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping bescheinigte Laurenz Meyer für eine vom PR-Manager Moritz Hunzinger beglichene Kleiderrechnung: <Ein unmöglicher Vorgang>, und schloss die Frage an: <Hat sich hier ein Politiker etwa gegen Honorar verdingt?>»
Tatsache ist:
1. Die Hunzinger Information AG hat Rudolf Scharping MdB für Vorträge Honorare bezahlt, die dieser gehalten hatte, als er nicht mehr Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und noch nicht Bundesminister war (es war nicht einmal absehbar, daß er überhaupt jemals in ein Bundeskabinett eintreten würde).
2. Herr Bundesminister und Ministerpräsident a. D. Professor Rudolf Scharping MdB hat seine Rechnung selbst bezahlt. Im Übrigen habe ich «in Person» in 25 Jahren keinem je ein Honorar für irgendetwas bezahlt.
Moritz Hunzinger


Berichtigung Berliner Kurier, 16. Dezember 2004

Kleider selbst bezahlt
Berlin - PR-Berater Moritz Hunzinger legt Wert darauf, dass Ex-Minister Rudolf Scharping eine 27600 Euro hohe Bekleidungsrechnung nicht an ihn zurückerstattet hat. Scharping habe sie selbst bezahlt, es gab also nichts zurückzuerstatten.


Berichtigung Lausitzer Rundschau, 14. Dezember 2004

Leider hat sich bei unserem gestrigen Bericht über die Nebeneinkünfte von Abgeordneten ein Fehler eingeschlichen: Der PR-Berater Moritz Hunzinger hat Rudolf Scharping (SPD) Vortragshonorare überwiesen, als dieser zwar Abgeordneter, aber nicht mehr Ministerpräsident und noch nicht Minister war. Und an den Grünen-Politiker Cem Özdemir flossen gar keine Honorare. Ein Mitarbeiter Hunzingers war bei der Bereitstellung eines Kredites behilflich.


Berichtigung Frankfurter Neue Presse (FNP), 21. Mai 2004

Scharping zahlte selbst
Frankfurt. In einem Beitrag vom 13. Mai 2004 behaupteten wir, dass Rudolf Scharping (SPD) sich vor Jahren für 50 000 Mark auf der Frankfurter Goethestraße einkleiden ließ, ohne dass er etwas dafür bezahlt habe. Wir stellen richtig, dass nicht der PR-Berater Moritz Hunzinger, sondern Scharping selbst seine Rechnung bei Möller & Schaar beglichen hat.


TV-Interview Gabi Bauer und Moritz Hunzinger - "Die Welt" und "Der Spiegel", August 2002












 

Moritz Hunzinger zu Bundesminister des Auswärtigen und Stellvertreter des Bundeskanzlers Dr. h. c. Joschka Fischer MdB im Wahlkampf 2005 vor dem Ende seiner Amtszeit

Moritz Hunzinger zu Joschka Fischer:
Hunzinger: Joschka Fischer weiß, daß ich recht habe
PR-Berater sieht sich im Spendenstreit bestätigt

DIE WELT: Herr Hunzinger, in den letzten drei Jahren ist es etwas ruhiger um Sie geworden. Jetzt tauchen Sie wieder in den Schlagzeilen auf. Freut oder stört Sie das?

Moritz Hunzinger: Es stört mich. Aber manche Schlagzeilen waren wohl nicht zu vermeiden. 25 Jahre lang habe ich das erfolgreichste Unternehmen geführt, das es je in diesem Metier gegeben hat. Doch seitdem ich meine Anteile an der Hunzinger Information AG von 2002 bis 2004 für gutes Geld verkauft habe, gewöhne ich mich an mein neues Leben, das viel ruhiger geworden ist. Ich habe mich bestens mit meinem Unruhestand abgefunden. Ich bin heute zufriedener und glücklicher.

DIE WELT: Wenn der Name Hunzinger fällt, denken alle sofort an die Rücktritte von Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD), des Grünen-Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir und des baden-württembergischen Wirtschaftsministers Walter Döring (FDP). Wie lebt man mit dem Image eines PR-Beraters, dessen Nähe einen ins politische Aus manövriert?

Hunzinger: Da ist viel Häme mit im politischen Spiel - und auch Legendenbildung. Selbstverständlich hat der Hunzinger dem Scharping keinen Einkauf bezahlt, wie stets behauptet wird. Cem Özdemir habe ich auf Bitten eines gemeinsamen Freundes, der mein Prokurist war, unbürokratisch aus seiner Notlage geholfen. Dafür waren mir beide sehr dankbar. Und Walter Döring ist zurückgetreten, weil sein Steuerberater eine Parteispende meiner Firma versehentlich über das Privatkonto an die Partei weitergeleitet hat. Mit Fehlern meinerseits oder meiner Organisation hatte keiner dieser Rücktritte etwas zu tun. Ich habe aber gelernt, damit zu leben, daß Klischees zuweilen langlebig sind.

DIE WELT: Nun werden Ihre alten Verbindungen zu Außenminister Joschka Fischer und FDP-Chef Guido Westerwelle wieder an die Öffentlichkeit gezerrt. Alles Kampagne vor der wichtigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, wie die beiden behaupten?

Hunzinger: In Deutschland ist immer Wahlkampf, da spielen Köpfe eine wichtige politische Rolle. Auch Vorgänge im Auswärtigen Amt will ich nicht beurteilen. Ich hatte und habe jedenfalls sowohl mit Fischer wie auch mit Westerwelle zu keiner Sekunde Meinungsverschiedenheiten. Hätte ich Mist gebaut, würden sich die beiden doch von mir distanzieren. Das ist aber nicht der Fall.

DIE WELT: Sie streiten mit den Grünen darüber, ob die 19 999 Mark, die sie 1998 von Ihnen erhalten haben, eine Parteispende ohne Gegenleistung waren oder ein Honorar für einen Fischer-Auftritt, das dann als Spende verbucht wurde ...

Hunzinger: Nein, darüber streiten wir nicht mehr. Eine Sprecherin der Grünen hat eingeräumt, daß unser Scheck nicht direkt an den Kreisverband Frankfurt ging, sondern über das Abgeordnetenbüro von Fischer an den Kreisverband weitergeleitet wurde. Damit ist meine Darstellung in toto bestätigt. Daß Fischer sich zu dem Vorfall bis jetzt nicht öffentlich äußert, hat doch seinen Grund: Er weiß, was er mit mir vereinbart hat, also daß ich recht habe. Mit anderen Worten: Hunzinger hatte eine funktionierende Buchhaltung.

DIE WELT: Es ist nun der Eindruck entstanden, Sie hätten dem "Focus" Einblick in Kundenkartei und Geschäfte gewährt ...

Hunzinger: Das ist falsch. "Focus" wird sich in seiner nächsten Ausgabe auch berichtigen müssen. Eine "handschriftliche Liste" mit Namen und Honoraren, wie es da heißt, habe ich nie geführt. Ich hatte in der Leitung des Unternehmens Wichtigeres zu tun. Die Unterlagen, aus denen zitiert wird, stammen wohl aus der Betriebsprüfung. Die einzigen Angaben, die ich "Focus" gegenüber gemacht habe, beziehen sich auf veröffentlichte Quartals- und Geschäftsberichte der Action Press Holding AG, vormals Hunzinger Information AG. Darin war alles Berichtenswerte dokumentiert.

DIE WELT: Ihr Adreßbuch ist legendär. Die Angaben schwanken, ob Sie nun 55.000 oder 70.000 Namen darin verzeichnet hatten.

Hunzinger: Es waren rund 75 000. Und jede Woche treffe ich einige davon und halte mich auf dem laufenden. Im großen und ganzen hatte ich eine schöne Zeit. Und ein neues Projekt habe ich auch schon: Zu gegebener Zeit erscheint das Buch "Meine Foreign Affairs".

Die Fragen stellte Peter Dausend.
15. April 2005.